Natürlich gefällt mir die Achtsamkeit, sonst würde ich ja nicht (so halbwegs...) regelmäßig zu Hause und in der Gruppe üben. Schön ist beispielsweise, dass sie jeder kann und jeder kennt. Beim Auto fahren zum Beispiel, wenn jemand, der meistens am Land fährt, ausnahmsweise in der Stadt unterwegs ist und auf den Weg und den Verkehr aufpassen muss. Oder ein Schüler, der sich in eine Rechenaufgabe einliest, sie so nach und nach strukturiert und dabei einen Lösungsweg findet. Landläufig nennt man das „konzentriert“. Die äußere Aufmerksamkeit dabei auf ein Objekt gerichtet, die innere achtet darauf „was kommt“. Verspannung oder übertriebene Fixierung wären schlecht, schließlich will man ja „richtig“ reagieren. Dieses offene Gewahrsein ist sehr wertvoll. Wenn man nun den Druck, ein Ziel erreichen zu müssen, wegnimmt und wenn man sich ein Objekt gönnt, das näher bei einem ist als Rechnen oder Auto fahren, etwa eine Kerzenflamme, der eigene Atem, ein Blatt im Wind, der Strom der eigenen Gefühle oder etwas anderes, das einem geeignet scheint, kann man schon einen Versuch starten. Schließlich steht bei der Achtsamkeit die Praxis im Vordergrund und nicht die Theorie. Nichts spricht dagegen, das Lesen eines Textes zu unterbrechen, aufzuschauen und Achtsamkeit nach der eigenen inneren Vorstellung zu betreiben, jederzeit, eine intuitiv gewählte Zeitspanne lang, zum Beispiel genau jetzt:
Wieder da? Danke, dass du meiner Einladung gefolgt bist! Und wenn nicht, wirst du ihr vielleicht bei Gelegenheit folgen. Auf diese Weise sammeln sich Eindrücke und es entstehen Antworten auf die Frage vieler Außenstehender: „Warum machst du das eigentlich?“ oder weniger freundlich: „Was findest du denn daran?“. Fragen, die nicht ganz unberechtigt sind und sich im Grunde immer wieder stellen. Mir sind die Antworten mittlerweile weniger wichtig als man denkt, schließlich kann man jeden Sinn hinterfragen und jedes Ziel relativieren. Für mich, der ich immer in vielem Halt und Sicherheit suche, ist die Ergebnisoffenheit einer Übung immer wieder schwierig und dabei gleichzeitig faszinierend und befreiend. Wieder stellt sich heraus, dass die Achtsamkeit jeder kann und jeder kennt: das Glas Milch, das zum Frühstückstisch getragen werden soll und diesmal leider verschüttet wird; der Weg zur Wohnung des Freundes, den man heute anders geht, weil einem „danach ist“; das Mädchen, das man einmal nach langer Zeit mit anderen Augen sieht und in das man sich dabei verliebt, das Buch, das man schließt noch ohne zu wissen, dass man es nie fertiglesen wird, weil sich innere Einstellungen ändern werden und es dann nicht mehr wichtig genug ist. Ergebnisoffenheit ist Voraussetzung für das Neue und es ist schöner, die Veränderung, die jeden Tag passiert, aktiv zu erleben als passiv zu erleiden.
Das ist ein Grund, warum mir Achtsamkeit gefällt.